Wir leben in einer von Gott entfremdeten Welt, in einer gefallenen Schöpfung, in einer post-paradiesischen Zeit. Mangel ist Realität auf dieser Erde. Gott ist nicht mehr automatisch die Quelle, welche unsere Ur-Bedürfnisse stillt. In der Trennung von Gott ist der Mensch auf sich allein gestellt. Er erlebt zwar Mangelerscheinungen, kann aber dennoch seine physischen und psychischen Bedürfnisse bis zu einem gewissen Maß selber stillen. Das liegt daran, dass Gott ein Potential in jeden Menschen hineingelegt hat. Es ist ein Vorschuss an Kraft, Weisheit, Liebesfähigkeit, Kreativität usw., das der Mensch im Sinne Gottes verwalten soll. Die natürlichen Ressourcen eines Menschen können mit einer Tasse verglichen werden. Es gibt Tassen mit einem kleinen und solche mit einem große Fassungsvermögen. Manche Menschen haben einen hohen Energielevel, andere nicht. Doch egal wie groß unsere Tasse sein mag, irgendwann wird sie leer sein, wenn wir ständig Energie verbrauchen, ohne wieder neu gefüllt zu werden. Langfristig kann der Mensch nicht losgelöst von Gott leben, weil dieses Potential früher oder später aufgebraucht ist. Sicher gibt es innerweltliche Kraftquellen, welche der Mensch anzapfen kann. Auch sie sind uns von Gott als Vorschuss gegeben, den wir konstruktiv nutzen sollen. Die Schönheit der Natur zu bewundern, Musik zu genießen, meditierend ein Bild zu betrachten, Sport zu treiben, die Welt zu entdecken – all das kann unsere psychischen Kraftreserven wieder auffüllen. Doch in einer mehr oder weniger gottlosen Welt herrscht ein Defizit. Wir erleben es am stärksten als Liebesdefizit. Würde man weltweit eine Umfrage machen, ob jeder Mensch genügend Liebe bekommt, dann wäre die Bilanz vermutlich erschreckend negativ. Viele Menschen haben das Gefühl, mehr geben zu müssen, als zu empfangen.
Gott hat die Welt nicht so konstruiert, dass sie autonom funktioniert. So wie die Erde auf die Sonne angewiesen ist, so haben wir den Zustrom der göttlichen Liebe nötig. Nach einem Jahr ohne Sonnenlicht würde die Durchschnittstemperatur auf der Erde auf -73 Grad sinken; nach 10 Jahren auf -219 Grad! Auch wenn wir meinen, Gott sei weit weg und nicht mehr für uns da, so erwärmt uns doch seine Liebe und hält uns am Leben.
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